Die Windkraftanlage EVA 2 steht in Göttingen-Geismar und ist seit dem 30. April 1998 in Betrieb. Im Jahr 2021 wurde sie an Alterric Deutschland GmbH verkauft, die ein Repowering anstrebt.
Es handelt sich um eine ENERCON E-66 mit einer maximalen Leistung von 1500 kW.
Fotos vom Aufbau des Windrades
Der Standort des Windrades EVA 2 befindet sich am Rande einer ehemaligen Bauschuttdeponie an der Landstraße von Göttingen nach Duderstadt. Der Abstand zur nächsten Wohnbebauung beträgt ca. 900 m. Der Standort befindet sich am Rande des in Nord-Süd-Richtung verlaufendes Leinetales auf einer kleinen Anhöhe in 230 m über NN. Vor allem für die West- und Südwestwinde ergibt sich so eine gewisse Kondensatorwirkung. Nach Osten erstreckt sich das Gartetal, das allerdings nicht sehr ausgeprägt ist. Im Norden liegt der Göttinger Wald, für Winde aus dieser Richtung ist der Standort nicht so günstig.
Technische Daten
Die E-66 ist eine getriebelose Anlage. Der drehende Teil des Generators ist direkt an der Nabe angeflanscht, so daß dieser mit derselben niedrigen Drehzahl rotiert. Da das Getriebe und andere schnelldrehende Teile entfallen, werden die Energieverluste zwischen Rotor und Generator, die Geräuschemissionen, der Einsatz von Getriebeöl und der mechanische Verschleiß drastisch verringert.
Die vom Generator erzeugte Leistung wird in das Netz der EAM eingespeist. Das ENERCON Netzanbindungssystem besteht aus einer Gleichrichter- / Wechselrichtereinheit. Dies ermöglicht es, den Rotor der E-66 mit variabler Drehzahl (10-21 U/min) zu betreiben. Bei niedrigen Windgeschwindigkeiten dreht der Rotor langsam, bei hohen Windgeschwindigkeiten schnell. Somit werden die Rotorblätter immer optimal vom Wind angeströmt. Zusätzlich werden durch die variable Drehzahl Belastungen reduziert, die aus Böen entstehen können. Über den gesamten Arbeitsbereich des E-66 Generators wird ein Wirkungsgrad von bis zu 94% erzielt. Im Vergleich zu ähnlichen Generatoren für den Wasserturbinenbau zeichnet sich der E-66 Generator durch sein geringes Gewicht aus.
Die drei Rotorblätter sind mit je einem elektrischen Blattverstellsystem (Pitchsystem) ausgerüstet. Das Pitchsystem begrenzt die Drehzahl des Rotors und die dem Wind entnommene Leistung. Somit wird die Leistung der E-66, auch kurzfristig, auf die Nennleistung von 1500 kW begrenzt. Durch Verstellen der Rotorblätter in Fahnenstellung wird der Rotor gestoppt, ohne daß der Antriebsstrang durch den Einsatz einer mechanischen Bremse belastet wird. Auch im abgeschalteten Betriebszustand wird der Rotor nicht festgesetzt, sondern kann mit sehr geringer Geschwindigkeit frei trudeln. Die Rotorblätter bestehen aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) / Epoxidharz. Form und Profil haben wesentlichen Einfluß auf den Ertrag der Windenergieanlage sowie für ihre Geräuschemission. Von außen sind die Rotorblätter durch eine Oberflächenbeschichtung gegen Umwelteinflüsse geschützt. Das verwendete Material auf Polyurethanbasis ist sehr abriebfest, zähhart sowie beständig gegenüber chemischen Einflüssen und Sonnenbestrahlung. Die rotierenden Blätter beschreiben einen Kreis mit einem Durchmesser von 66 m. Das bedeutet, dass die Fläche, auf der der Wind geerntet werden kann, ca. 3420 m2 groß ist. Zum Vergleich: ein Fußballfeld ist üblicherweise etwa 7350 m2 groß.
Wird in drei aufeinander folgenden Minuten eine Windgeschwindigkeit von 2,5 m/s gemessen, wird der automatische Anlaufvorgang gestartet. Dazu werden kurzzeitig ca. 3 kW Leistung aufgenommen. Große Einschaltströme, die bei anderen Windkraftanlagen nötig sind, gibt es bei der ENERCON E-66 nicht. Die Nennleistung von 1500 kW wird bei 16 m/s erreicht. Das bedeutet für den Rotor eine Drehzahl von 19 U/min. Wenn eine mittlere Windgeschwindigkeit von 25 m/s überschritten wird, wird die Anlage gestoppt. Kurzfristig sind auch höhere Windgeschwindigkeiten zulässig. Das Windgutachten eines unabhängigen Ingenieurbüros hat für den Standort einen jährlichen Ertrag von ca. 2 100 000 kWh prognostiziert. Die mittlere Windgeschwindigkeit wird mit 5,6 m/s erwartet.
Die Stahlturm hat im unteren Bereich einen Durchmesser von 4,13 m, er läuft nach oben konisch zu, dort ist der Durchmesser 2,00 m. Die Nabenhöhe beträgt 66,8 m. Weil der Untergrund zum Teil aus Aufschüttungen der ehemaligen Bauschuttdeponie besteht, mußte für das Fundament eine Tiefgründung gewählt werden. Der Betonsockel steht auf acht ca. 12 m langen Rohren, die tief in den gewachsenenen Boden reichen.
Die E-66 ist mit dem Enercon Blitzschutzsystem ausgestattet, das mögliche Blitzeinschläge mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ableitet, ohne daß Schäden an der Anlage entstehen. Vorder- und Hinterkante des Rotorblattes sowie die Rotorspitze sind mit Aluminiumprofilen ausgerüstet, welche mit einem Aluminiumring im Anschlußbereich des Flügels verbunden sind. Ein Blitz wird von diesen Profilen sicher aufgenommen und der Blitzstrom über Funkenstrecken und Leitungen bis zum Erdreich um das Fundament abgeleitet.
An der Windfahne auf der Gondel wird kontinuierlich die Windrichtung gemessen. Die Windnachführung der E-66 nimmt schon unterhalb der Einschaltwindgeschwindigkeit ihre Funktion auf. Ist die Abweichung der Rotorachsrichtung zur gemessenen Windrichtung im 1-Minuten-Mittel größer als 10°, so wird die Gondel über die beiden Azimutstellantriebe nachgeführt.